Kurts 1662 Tage

Früh fahren wir nach Le Ménil, wo ein Proviantamt eingerichtet worden ist. Die Zugangswege sind eng und schmutzig. Nach dem Fassen ging es wieder nach Étival, wo wir den Tag zubringen mußten.

In einer guten Stube, welche uns wie alle anderen bisher gesehenen durch ihre altertümlich kostbaren Möbel auffällt, packen wir die Bureaukiste aus. Dies ist eine solide mit Eisenecken versehene Holzkiste, welche die Listen, Stammrolle und Kasse der Komp. birgt.

Mit Einbruch der Dunkelheit fahren wir nach St. Remy, und von dort nach einiger Zeit des Wartens neben einem toten Pferde weiter vor. Rechts über dem Walde sieht man noch die feindl. Schrappell platzen, doch wir erreichen, glücklich den Schutz des
bergenden Waldes und kommen nach einer langen Fahrt nur bergauf im hohen Wald an die Telephonstation unserer Brigade, auf dem Barremont [meint wahrscheinlich den Berg Bourmont] die ozonreiche Luft hatte etwas widerliches in sich, denn in dem ausgedehnten Walde, lag noch manche ungeborgene Franzosenleiche, die von Geschossen unserer schweren Artillerie, erreicht wurde. Der Wald wurde vor wenigen Tagen von dieser unter Feuer genommen.

Hier auf dem Barremont lag der Gegner ganz nahe, nur über einem schmalen Tale, durch welches eine Straße führte. Auf diese hart an den Franz. Posten vorbeiführende Straße hatten sich die Packwagen das Batl. verirrt, und nur durch Zufall entgingen sie dem Schicksal, dem Feinde in die Arme zu fahren.

Mein Freund, Uffz. Wolf, hauste hier mit dem Generalmajor von Hennig, Hauptmann Lickel und den sonstigen Herren vom Brigadestab in einer Blockhütte. Rechts daneben, war im Schutze von grünen Zweigen die Fernsprechstelle unter Leitung des Utffz. Raak. Wolf gefiel es nicht recht als Brigadeschreiber.

Auf einem anderen Wege gelangten wir zurück, nach St. Remy und von dort nach Étival. Der Feldwebel hatte Befehl erhalten, morgen um 8⁰ früh eine Verlustliste einzureichen.
Wir konnten daher nicht an Schlaf, denken, sondern in dem uns von vergangenen, Abend bekannten Hause wurden die Bewohner geweckt und bei Nacht ein Verzeichnis unserer auf insgesamt auf etwa 100 Mann angewachsenen Verluste an Toten, Verwundeten und Vermißten angefertigt. Das zweite Exemplar fertigte
Mendel an.

Morgens 7⁰ waren wir mit der nächtlichen Arbeit fertig und konnten sie durch einen Radfahrer zum Batl. Adjudant, Leutnant Woermann schicken.