Kurts 1662 Tage

– ein Tagebuch aus dem 1. Weltkrieg

Originale Handschrift des Kriegstagebuches: Freitag, den 1. Oktober 1915.

Am frühen morgen mache ich mich nach unruhigen, von Flöhen gestörten Schlafe auf den Rückweg zur Stellung. Es war empfindlich kalt. Nach 5/4 stündigem Marsche über St. Sauveur war ich im Waldheim.

Das Wetter wurde heute wieder schön. Der Btl. Befehl vom 30.9. kam erst heute Vormittag, weil gestern nachmittags und abends iin Batl. Stabsquartier anläßlich der Verleihung des Silbernen Kreuzes I. Klasse an Herrn Major Tondeur große Feier war. Diese bildete heute, das Tagesgespräch der Lanzer. Es muß recht laut hergegangen sein.

Mittags gehe ich mit dem Feldwebel, die Löhnung auszuzahlen, die Komp. liegt in
Reserve was die Sache erleichter.

Ich erhalte Zeitungen von Ella welche belgische amtliche Erklärungen enthalten, wobei einem die Haare zu Berge stehen. Danach sollen deutsche Soldaten die belgischen Frauen und Kinder mit dem Bajones erstochen haben. Man sollte lachen über so grausame Erfindungen, vor ungläubigem Erstaunen vergißt man aber auch dies.

Mögen sie lügen, den Krieg gewinnt man mit Lügenkunst allein ja, doch nicht. Zuletzt siegt die Wahrheit.

Im Norden geht es anscheinend wieder günstiger für unsere Kameraden. Der Pfarrer soll gestern beim ev. Gottesdienst gesagt haben, daß die A. A. Falkenhausen berufen sei, demnächst hervorzutreten. Gott gebe, es sei zum baldigen Sieg, daß der Sache unseres lieben Vaterlandes und zur Ehre der Zivilisation.

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