Kurts 1662 Tage

– ein Tagebuch aus dem 1. Weltkrieg

*(eigentlich ist Freitag der 10. September 1915. Kurt hat sich im Wochentag vertan)

Das prachtvolle Nachsommerwetter hält auch heute an. Nur die Nächte sind, genau wie im Vorjahre, sehr kühl. Gegen abend mache ich mich mit den Leuten, welche die Lebensmittel gebracht haben, auf den Weg nach Val. Auf einer ehemaligen Holzabfuhrbahn, welche talabwärts allein rollt, während sie von Ochsen wieder hinauf gezogen wird, finde ich Platz. Sie bringt uns jetzt die Lebensmittel sowie Pioniergerät und was sonst nötig heran. Die Lories rollen ziemlich schnell durch die prachtvollen Wälder, vorüber an abgebrannten, zahlreichen Mühlen abwärts. Nur die Vala Mühle ist
nicht zerstört und wunderbarerweise auch nicht von Einwohnern befreit. Man sieht Männer im Zivil, sowie Frauen und Kinder, etwas gänzlich ungewohntes in unserem Wald dasein. Unterwegs ausgleisen wir natürlich auch einige mal, doch schnell sind die Lories wieder auf die Schienen gehoben. An der Fourcheumühle erwartet uns der Lebensmittelwagen, welcher die leeren Fleischkörbe und Saille […] aufnimmt. Mit ihm gehts nun weiter durch das schöne, bereits früher durchgangene und beschriebene
Fourcheutal
mit seinen ohne Ausnahme zerschossenen Mühlen und Villen bzw. Pensionaten, nach Val.
Dort erledigte ich die Geschäfte mit der Kassenverwaltung und holte mir die neusten Kriegsberichte. Mit Freude hörte ich vom deutschen Erfolg in den Argonnen. Es schwirren wieder viel Gerüchte, wonach die Division nach Arrai [??] kommen soll und ähnliches. Einzelne wissen dabei bereits das Datum den 16.9. andere noch mehr, dabei
ist keinem etwas genaues bekannt. Allerdings ist es aus dem Eifer der Artillerieoffiziere, aus Ablösungen, usw. offen ersichtlich daß etwa im Schilde geführt wird.

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