Kurts 1662 Tage

– ein Tagebuch aus dem 1. Weltkrieg

Bis spät in die Nacht hörten wir die fröhliche Runde im Geschäftszimmer der 3. Konp., wo Weller seinen Feldwebel begoß.

Mittag zählten wir Löhng. bei der Feldküche aus. Am Nachmittag beschießen, die
Franzosen Angomont sehr heftig. Gegen Abend fahre ich mit den Lebensmittelwagen, welche beim herausfahren befeuert worden waren, nach Val. Bei Saint Sauver
biege ich ab und gehe den viel kürzeren Fußweg.

Unterwegs schweiften meine Gedanken über Tal und Hügel, über Feld und Flur
über Städte und Dörfer bis hinein ins liebe Sachsenland. Ich verglich die herrliche Gebirgslandschaft der Vogesen im Geiste mit, den gleichschönen Tälern und Wäldern bei Kipsdorf, Kreischa, Pockau, Jocketauuhr [?]. Ich stellte mir vor, wenn plötzlich dort wie hier plötzlich alle Villen, Mühlen, Fabriken, Güter und Häuschen der friedlichen Einwohner plötzlich durch die Schrecken des Krieges zu schwarzen Mauern
verwandelt wurden, um dann drohend den Frevelern, welche all die Not verschulden, einsam gen Himmel zu ragen. Bei derartigen Betrachtungen, tritt einem so recht
der Riesenerfolg der Deutschen Heere vor Augen, welcher dieses Elend in Feindesland trug.

In Val ist das alte Leben. In Cirey sollen 50 Gefangene sein, welche bei Avricourt-Blamont, wo die Franzosen durchzubrechen versuchen, gefangen wurden.

Nach Erledigung der Geschäfte mit dem Zahlmeister, bei dem ich Geld holte, besuchte ich Roscher – Walter, dem es immer noch gut geht. Er erzählt mir, daß mein Schulkamerad Herzog bei Ypern schwer verwundet und daran gestorben ist. Helzer-Paul war bereits schlafen, als ich ihn besuchen wollte.

Beim Lebensmittelwagen fand ich eine sehr schöne Ruhe, nachdem wir uns noch lange Zeit bestens unterhalten hatten. Der Fahrer Mäschker ist auf Urlaub.

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