
Nachdem uns die Franzosen um Mitternacht durch ein furchtbares Bombardement der Schützengraben mit Minen geweckt hatten, waren wir froh als sie uns dann nicht zur Feier des Sonntages angriffen. Wir hatten, damit gerechnet. Mein Kamerad von der 3. Komp, welcher seit August als Schreiber mitmacht, wurde wegen Erkrankung, seines Feldwebels im März zum Utffz. und heute zum Feldwebel befördert. Ein seltenes Glück. Er ist aus der Landwehr eingetroffen.
Gegen Abend hört man wieder einige Flieger und das Platzen der, sie verfolgenden Schrappnells. Wir essen heute die ersten Heidelbeeren, welche wir in der Umgebung
unserer Hütte sehr reichlich haben. Als sie blühten glaubte, man nicht, sie noch Ernten zu können. Zum Feierabend zimmern wir eine kleine Leiter, damit unser Feldwebel abends auf seine Matraze steigen kann, was immer großen Spaß gibt.
In der Eintönigkeit außerhalb jeder Abwechselung des langen Stellungskampfes freut man sich über die Kleinsten, kindlichsten Sachen.
Die lange Ungewissheit, ohne die Möglichkeit Pläne für die nächste Zukunft zu entwerfen, dieses Hoffen und Wünschen bringt gar manchen Kameraden um den klaren Verstand und man darf sich darüber nicht verwundern. Man kann sich nur noch verschwommene Bilder vom Leben vor dem Kriege in dem friedlichen Hasten der Menschheit machen, man gewöhnt sich an die Grausamkeit des Waffenhandwerkes und wird Berufssoldat, man vollbringt, was verlangt, wird dort, wo man hingestellt wird.
Mit großer Freude, empfange ich einen herzlichen Brief meines alten Turnkollegen Gustav Nitzsche. Aus seinen Mitteilungen ersehe ich mit Freude, daß im Turnverein, auch gewaltige Lücken gerissen worden sind, infolge der Wehrfähigkeit fast aller Mitglieder, daß aber trotzdem die Jugend-, Alters- und Damenabteilungen für
frisches Leben auf dem Platze und in der Halle sorgen.
Ich wünschte mich ja selbst, recht bald wie der auf dem vertrauten Turnplatze inmitten, alter Freunde zu weilen, den Krieg mit seinen Grausamkeiten weit, weit hinter mir. Sie war zu schön, die friedliche Zeit bei fröhlichem Turnspiel in lustiger Gesellschaft.
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