Kurts 1662 Tage

– ein Tagebuch aus dem 1. Weltkrieg

Nachdem es jetzt 3 Wochen nicht regnete, umwölkt sich heute der Himmel. Am Mittag beginnt ein Gewitter, wie es nur im Gebirge möglich ist. Dumpf und ohne Unterlaß grollt der Donner um die Wette mit vereinzelten Schüßen der Artillerie. Die kleinen Bergwässerchen werden zu reißenden Gebirgsbächen und schwemmen allen Unrat vor sich her. Bald hält das Dach unserer Erdwohnung nicht mehr stand, sodaß es beständig durch, die Decke tropft. Immer greller zucken die Blitze, immer drohender grollt der Donner. Plötzlich erscheint der Wald im magischen Lichte und nach einem furchtbarem Schlage sprühen tausende Funken über den nahen Weg. Der Blitz hat die Telephonleitung zerstört. Nach dem wolkenbruchartigen Regen prasselten plötzlich Erbsengrose Schloße zur Erde. Gebe Gott, daß diese unseren Leuten nicht größeren Schaden beifügen. Nachmittags wurde es wieder sehr schön, allzu schön nach dem Gewitter. Wir waren noch im ersten Schlaf, als uns furchtbare Donnerschläge wieder weckten. Ein Unwetter tobte über den Wäldern schlimmer wie das am Mittag.
Das Blitzen glich einem unaufhörlichem Flackern einer Kerze. In unserem Unterstande regnet es in Strömen. Trotzdem finden, wir noch ein wenig durchnäßtes Fleckchen zum
Weiterschlafen.

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