Kurts 1662 Tage

– ein Tagebuch aus dem 1. Weltkrieg

Früh wurde Rösch beerdigt neben der Kirche von Angomont.
Es ist wieder trübes Wetter. Ich schicke als Pfingsgruß einige frisch grünende und blühende Reißer aus dem herrlichen Walde heim. Die Fluren stehen im prachtvollsten Blütenschmuck. Gelb herrscht vor. Eine eigenartige Erscheinung, hervorgerufen dadurch, daß Kraut und Rettiche im Herbst oft nicht geerntet und nun zur Blüte getrieben sind. Ganze Krautfelder leuchten gelb. Ihle [??] teilt mir mit, daß sein Bruder (mein Jahrgang) bei der aktiven 4./100 am 5. Mai gefallen ist. Er hat sich, seit Anfang 1913 Büroschreiber zur Front gemeldet, um befördert werden zu können. Dieser Fall sowie der tragische, Tod Rösch’s läst einen immer und immer wieder sehen wie gefährlich es ist, sich freiwillig zu etwas zu melden. Ich lasse mir diese und die zahlreichen bereits früher erlebten Fälle zur Warnung dienen, wenn eitle Wünsche mich zu törichten Handlungen treiben wollen. In der Komp, werden Freiwillige gesucht, welche im Falle des Ausbruchs von Feindseligkeiten mit Italien in die Alpen kommen sollen. Es scheint ernst zu werden.

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