Kurts 1662 Tage

– ein Tagebuch aus dem 1. Weltkrieg

Das herrliche Wetter, hält an. Unser Feldwebel ist in unangenehmer Lage, er hat gestern Abend mit dem Feldw. Fischer 2. Komp. und den Offiz. Stellv. Plettner 1. und Kretzschmar 2. gemeinsam getrunken. Letztere beiden hatten das gute etwas zuviel
getan und haben beim Rückweg von der Kantine in den Schützengraben auf der Höhe des Berges laut und schön in die nächtliche Stille hinaus gesungen. Nach Beendigung das schönen Gesanges hatten die gegenüberliegenden Franzosen laut geklatscht und in großem Chor die Marseillaise gesungen, außerdem riefen sie herüber: „15. Mai Krieg aus.“ Der Vorfall blieb, natürlich nicht verschwiegen. Die beiden nächtlichen Sänger wurden vorläufig arretiert und sehen einer Bestrafung entgegen. In dieser in jedermanns Munde befindlichen Sache ist unser Feldw. unschuldigerweise als harmloser Mittrinker mit genannt. Ein tragikomischer Zwischenfall. Im Gelände vereinzelte Artillerieschüsse, sonst Ruhe.

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