Kurts 1662 Tage

– ein Tagebuch aus dem 1. Weltkrieg

Herrliches Wetter, lebhafte Tätigkeit der Artillerien spiegeln den Verlauf der letzten Tage. Nachmittag mache ich mich mit dem Feldwebel zu wichtigen Erledigungen mit dem Zahlmeister auf den Weg nach Val. In St. Sauveur kamen wir gerade an, als 1 Granate 30 m von uns in das früher von Dutschke bewohnte Haus schlug. Nachdem wir uns von dem Schrecken erholt und vergewissert hatten, daß wir beide unversehrt geblieben, gingen wir in Deckung in 1 Haus. Es war, höchste Zeit, denn soeben schlug eine weitere Granate ins Nebenhaus, früher immer vom Komp. Führer bewohnt. Über dem Ort kreiste ein Franz. Flieger, welcher wahrscheinlich die Artillerie leitete. Es war
sehr schweres Kaliber. Als wir die Beschießung für beendet hielten setzten wir unseren Weg fort und erledigten in Val die Geschäfte. Gegen Abend wollte ich Meuzner [??]
besuchen. Dieser sollte im Telephonzimmer sein. Wie staunte ich aber, als ich hier bei einem Blick durchs Fenster, auch unseren alten Turnfreund Walter Roscher entdeckte. Dieser war seit Wochen in Val als Schreiber bei der Landsturm „Arbeiter“ Komp. Welch glücklicher Zufall! Ein Zusammentreffen mit alten Bekannten fern von der Heimat; dies gab ein freudiges Austauschen der Gedanken und Erinnerungen, wobei wir auch Bier in der Kantine, bekommen konnten. Nur allzuschnell verging die Zeit und mit dem Versprechen, auf baldiges Wiedersehen wenn möglich, drückten wir uns die Hände zum Abschied nachdem wir vorher noch die erfreuliche Kunde vom neuen Riesensieg in Galizien erhielten. Beim Lebensmittelwagen schlief ich wiedereinmal ohne Hosen [??].

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