
Auch heute, wieder das herrlichste Wetter. Ich muß zum Zahlmeister nach Val. Auf dem Wege dorthin will ich eine Ecke abschneiden und verlaufe mich. Nach längerem Marsch
komme ich bis an die Schäferei. In der Nähe pfeifen, die Granaten weshalb ich mich rechts seitwärts über die Höhe verdrücke. Nach längerem Umherirren im Walde sah ich endlich die Kirche von Val und war froh, denn es ist doch etwas unheimlich, wenn man zweck- und ahnungslos in den Feuerbereich geht. In Val herrscht reiner Friedensbetrieb. Die Bagagemannschaften haben Aufstellungen in ihren Sachen und blanken Pferden, die Feldgendarme verladen die Rübenbestände, in den Schneidemühlen surren alle Sägen fleißig und werden von Kameraden im Betrieb gehalten, dort werden Pferde beschlagen, hier verbrennt man die Lumpen. Die
Straßen sind gesäubert. Landsturmarbeiter fuhren Esel zur Tränke, die Burschen sonnen ihre Pferde und was, noch mehr. Beim schlanken August erhält man Bier und kann sich an den verschiedensten Mundarten erfreuen. Im schönsten Plattdeutsch erzählen, die Lauensteiner Jäger 9 ihre Erlebnisse, als sie im August 35 km vor Paris zurückweichen mußten, ein Zittauer quittiert mit einem verwunderten, „Sieh ock.“ Ein Leipziger „gann es gaum glauben“, ein Berliner ist „man auch“ da, ebenso wie die lustigen „Vugtländer“ nicht fehlen. Nach dem ich meine Geschäfte mit dem Zahlmeister erledigt habe, besehe ich mir die große Weberei. Im neuesten Saale stehen hier 144 Stühle, je 4 für 1 Arbeiter, wie ich es in Reichenbach im Vogtl. bereits kennen lernte. Die
andere leere, für Betriebsvergrößerungen vorgesehene Hälfte hat alle Bagagewagen aufgenommen und schützt sie vor Fliegersicht. Im älteren Hauptfabrikgebäude stehen in der 1. bis 5. Etage je ca. 100 Stühle. Die Treibriemen, sind alle abgeschnitten weil sie gute Stiefelsohlen geben während sonst die Stühle noch stehen wie sie verlassen wurden. Dann und wann sieht man zerrissene Fäden. Die großen Rohmaterialien sind seinerzeit abtransportiert, worden. Nach den Erzählungen deutscher Frauen in Cirey, welche hier beschäftigt waren, hat der Gründer dieser Firma von ganz klein angefangen.
Nachdem ich wieder in Saint Sauveur eingetroffen war packte ich unsere Sachen zur Übersiedelung nach Angomont, denn die Kompagnie war wieder in die Stellung marschiert. Weil Angomont auch heute wieder einer heftigen Artilleriebeschießung aus
gesetzt war, durfte vor Einbruch der Dunkelheit niemand Hinüber. Ich erhielt Befehl, mit der Bureaukiste während der Nacht in St. Sauveur zu bleiben, wo ich schlafe.
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