Kurts 1662 Tage

– ein Tagebuch aus dem 1. Weltkrieg

Ein schöner Tag! Das Aprilwetter hat dem Frühling platz gemacht. Die schwellenden Knospen wollen schier platzen, Aurikeln und Himmelschlüssel lugen aus dem grünenden Grase, bescheiden blühen die Veilchen hinter dem Felsgeröll und im Walde erschallen vielstimmige Gesänge der Vögel, welche unbekümmert um alles Morden der Menschen dem Mai entgegenjubeln. 1 Leutnant, 1 Utff. und 4 Mann vom 1./46 werden auf Patrouille gefangen und kommen zu den Franzosen. Der Utffz. soll drüben geschlagen worden sein. Gegen Abend beschießt Franz. Artillerie den Ort während drüben ein Fesselballon zur Beobachtung aufgestiegen ist. Ich empfange die Nachricht, daß Papa Kriegsanleihe für mich gezeichnet hat und daß mein erster Tagebuch zu Hause angekommen ist. Dies erfreut mich sehr. Am Abend mache ich einen Spaziergang in das Tal vor uns mit dem Feldwebel und wundere mich über die allzu große, beängstigende Ruhe.

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