
Beim Erwachen zeigte sich uns Mutter Erde noch einmal im Winterkleide, nachdem uns die letzten Tage das schönste Frühlingswetter gaben. In Cirey herrscht große Unruhe. Die wildesten Gerüchte überstürzen sich. Tatsache ist, daß wir mit Batl. 46 ab heute das Ersatz-Regiment 23 bilden. Unser Regimentsführer, Oberstleut. Reichart, traf gestern abend von der Etappen-Insp. 3 (Rethel) hier ein. Zu beginn des Feldzuges im Kriegsministerium in Dresden war er vor seinem Hierherkommen Chef [??] des Generalstabs. Alles packt, denn es wird immer sicherer, daß wir morgen das letzte mal in
Cirey sind. Schanzzeug und Schlafdecken werden morgen früh abgegeben. Es herrscht dieselbe Stimmung und derselbe Betrieb, wie am 15. August als wir die Garnison verließen. Verschiedene Gefühle beherrschen den einzelnen. Jeder ist bestrebt, überflüssige Sachen nach Hause zu schicken, trotzdem dies gerade heute schwierig ist. Auch ich packe meine schmutzige Wäsche in ein Paket und mache sie zur Absendung an die Eltern fertig. Die Kameraden haben dienstfrei und gehen, abwechselnd baden. In dem Bewustsein, es ist ein letztesmal in der Bequemlichkeit, legten wir uns am Abend zur Ruhe. Morgen harrt unserer viel Arbeit und ein neues ruheloses Leben. Gott gebe, daß auch hiernach wieder geordnete Verhältnisse Platz greifen, nachdem es uns gelungen, dem Gegner eine gehörige Schlappe beizufügen.
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