Kurts 1662 Tage

– ein Tagebuch aus dem 1. Weltkrieg

Die Kompagnie arbeitet heute nicht weil sie vergangene Nacht bis 11 geschanzt hat. Mittags zahlen wir Lohnung aus. Vormittags fuhr ein erobertes französisches 15,5 cm
Geschütz vorüber, welches im Laufe des Nachmittags nach Badonviller feuerte. Dort liegt ein franz. Regiment. Die Franzosen werden recht erstaunte Gesichter, gemacht
haben, wenn plötzlich ihre eigenen Granaten geschwirrt kamen und ihnen Sonntagsgrüße brachten. Bald sah man auch von der Höhe hinter dem Walde Rauchwolken. Das beste Zeichen, daß wir Erfolg hatten. Gegen Abend machte ich einen Spaziergang durch die Stadt. Die Einwohner gehen in besserer Kleidung spazieren und
in die Kirche. Vor den Häusern spielen die Kinder, welche sich recht gut mit den deutschen Soldaten vertragen, ebenso wie die Einwohner. Der Buchenwald zwischen Tanconville und Cirey zeigt bereits den rötlichen Schein der treibenden Knospen. In
der Rue de Bertramebois, traf ich eine Abteilung des Landsturmgrenadiere-Batl. Sie waren am 11. dieses Monats eingezogen worden und nach ihrer Einkleidung als Landsturm ohne Waffe zur Schanzarbeit ins Feld befördert werden. Es sind also
eigentlich keine Soldaten. Mit einem Lächeln beantworten wir ihre Fragen nach einem Café und sonstigen vom Leben in Dresden gewohnten Abwechselungen im verneinenden Sinne. Ängstlich hörten sie das Rauschen der durch die Luft, fahrenden
15,5 Geschosse, welches von uns kaum beachtet wird, solange nicht erwidert. Mit diesen Leuten waren Unteroffiziere vom Rekrutendepot eingetroffen. Bei diesen befand sich auch ein Kamerad, meines Jahrganges, Utffz. Stübner 7./100 der seinerzeit designiert war. Er erzählt mir, daß meine Rekrutengefr. Utffz. Vetter und Neumann, noch beim Rekrutendepot in Dresden sind. 1/2 7 Uhr abends kommt das große Geschütz zurück. Um 4 nachm. kommt die telephonische Meldung, daß ein deutsches Unterseeboot einen engl. Truppentransportdampfer mit 2000 Mann in Grund bohrte, hierüber herrscht, eine große Freude. Mit Burger, Wappler und Thiele spielte ich vor den Schlafengehen noch einige Stunden Skat, wobei wir uns bestens unterhielten und viel Spaß hatten.

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