Kurts 1662 Tage

– ein Tagebuch aus dem 1. Weltkrieg

Den ganzen Tag regnet es. In der Ferne grollen die Geschütze ohne Unterbrechung. Mittags erhalten wir für Soldaten, die kein Weihnachtspaket von zu Hause erhalten, 10 große Pakete vom Lehrerverein1. Sie enthielten folgendes schöne Begleitschreiben:

Sächsischer Lehrerverein
Lieber Freund!
Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennen und Gefahr! Diesem Worte, daß in diesen Tagen durch jedes echt deutsche Herz zieht, will die sächsische Lehrerschaft Ausdruck geben, indem sie der Braven gedenkt die auf dem Schlachtfelde für des Vaterlandes Ehre streiten. Leider können wir nicht jedem eine Gabe des Dankes zu teil werden lassen. Darum gedenken wir zuerst derer die draußen vereinsamt sein würden. Ihnen soll die Gabe,die wir senden ein Weihnachtsgruß aus der Heimat sein. So bitten wir auch Sie, junger Freund, der Heimat zu gedenken. Kehren Sie im Geiste ein in das Schulhaus, das sie als Knabe besuchten und denken Sie Ihr Lehrer der Ihnen gewiss oft von Vaterlandsliebe im rechten Sinne und wahrer Pflichttreue, sprach, stünde, jetzt vor Ihnen, um Ihnen die Hand zu drücken als Dank dafür, daß seine Lehren auch in Ihnen rechte Frucht getragen haben. Eine frohe gesunde Siegerheimkehr wünscht, Ihnen der Vorstand des Sächl. Lehrervereins,
Walter Sattler, Vorsitzender.

Anmerkung: Mir dürfen wohl bitten die beiliegende Karte an uns zu senden, damit wir ersehen, daß unsere Gaben angekommen sind.

  1. Im Buch „Fünfundzwanzig Jahre Sächsischer Lehrerverein“ von 1923 heißt es auf Seite 141 „5000Mark wurden zu Weihnachts-Liebesgaben an arme Soldaten verwendet.“ https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/567535/1 ↩︎

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