
Früh habe ich einen Weg im Glasfabrikviertel zu besorgen. Diese Fabrik besitzt eine riesige Ausdehnung und schöne Lage, vor die Häuser treten die Frauen mit ernsten, meist verweinten Gesichtern, hier und da hört man in einem Hause Jammer oder auch ergreifende Abschiedszenen von älteren Männern. In Frankreich zieht man jetzt die Jahresklasse 1916 ein und alle Leute bis zu 50 Jahren. Aus diesem Grunde müssen alle Männer in diesem Alter in die Marie, wo sich unsere Krankenstube befindet. Dort werden sie, von Batl. Arzt, Stabsarzt Dr. Hofmann, untersucht. Es sind alles Jammergestalten. Durch anziehen von 3 und mehr Unterjacken sehen sie nicht so dünn aus, wie sie sind. Die nach franz. Begriff kriegsbrauchbaren werden als Zivilgefangene nach Deutschland gebracht. Darob die Erregung unter den Einwohnern namentlich die alten ergrauten Männer gehen nicht gern. Die jungen 18 jährigen machten keinen traurigen Eindruck. Gefr. Rieger wird zum Glockenläuten befohlen ( jede Komp. 1 Mann). Punkt 12 schwingen sich die ersten Töne der Glocken in die frische, klare Winterluft, jubelnd erklingen die seit Kriegsausbruch nicht mehr gehörten Töne über die sonnige
Landschaft und vermischen sich mit den Klängen der Glocken aus den Nachbarorten. Zwischen dem Jubel, der Siegesglocken dröhnen in der Ferne die Geschütze. Erstaunt sehen die Einwohner aus den Häusern. Sie glauben, der deutsche Kaiser sei gestorben, wollen aber vom Deutschen Sieg nichts wissen.
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