Kurts 1662 Tage

– ein Tagebuch aus dem 1. Weltkrieg

Die Frühpatrouille bemerkt eine stärkere feindl. Abteilung im Anmarsch von Bremenil. Zum Frühkaffee essen wir heute Butterbrötchen, die der Lebensmittelwagen versorgt hat. Um 8 vorm. ist eine von unserer 4. Komp. abgesandte Patrouille in feindl. Feuer gekommen, wobei 2 Mann gefallen, 2 Schwer und der Führer Utffz. Wackernagel, leicht verwundet worden sind. Die ganze Komp. eilte zu hilfe. Der Gegner war aber bereits geflohen. Nachdem wir in der Dunkelheit abgelöst worden waren marschierten wir nach dem Schloß La Vigne, wo wir um 9 ankommen. Doch, oh Schreck, wir sind hier in ein schreckliches Nest geraten. Im Dunkel der Nacht machte das Schloß einen ganz einladenden Eindruck von außen aber beim Betreten desselben nahm uns der in alle Räume verbreitete widerliche Geruch den Atem. In den Zimmern lag der Schutt bis zu 1/2m hoch. Papier, Scherben, Heu, Stroh und Schmutz in buntem Gemisch mit umgestürzten Arzneien usw. erzeugten den unheimlichen Geruch. Wir konnten nicht begreifen, daß hier bereits unsere Kameraden gelegen hatten und wie diese Wüstenei zustande gekommen war. Mit Freude zogen wir in ein von meinem Freunde Burger ausfindig gemachtes kleines Zimmer, welches wahrscheinlich einst Unterkunft für Dienstpersonal war. Wir schliefen 4 Mann nebeneinander unter einer großen Decke. Ich lag am Rande und habe gefroren, weil ab und zu die Decke weg war.

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