Kurts 1662 Tage

– ein Tagebuch aus dem 1. Weltkrieg

Wir schliefen bis 70 und tranken dann einen heißen Kaffee bei den deutschen Wirtsleuten. Der Mann der 22 jährigen Tochter ist französischer Soldat.

Im gegenüberliegenden Forsthause, schreibe ich Unterlagen für das Komp. Tagebuch bis wir 1/2 20 abfahren mußten. Der Befehl erreichte uns verspätet. Eigentlich sollten wir
um 80 früh den Vormarsch antreten.

Wir fuhren zurück nach Cirey und von dort nach Petitmont und Bréménil, wo wir um 40 eintrafen. Die Packwagen waren über Parux gefahren.

Die Gegend ist hier waldreich und mit Naturschönheiten gesegnet. Von Petitmont, wo das Bataillon die vergangene Nacht verbrachte, hat man einen herrlichen Überblick auf das Dorf Tal. Das seit langem regnerische Wetter, klärte sich heute und machte den Marsch zu einem Vergnügen. Weit schweifte das Auge über Frankreichs Auen, wo sich im
hügeligem Gelände Wäldchen an Wäldchen reiht. Auf den Feldern sind Frauen und Kinder, hier und da auch ein alter Vertreter des männlichen Geschlechts, damit beschäftigt, die Kartoffeln zu ernten. Ein recht friedliches Bild. Doch ein schlichtes Holzkreuz links der Straße auf frischem Grabeshügel mahnt an den wahren Sinn der Zeit. In der Ferne rollen dumpf die Kanonen.

In Bréménil finden wir die Kompanie in Alarmquartieren. Wir beziehen eine niedrige Stube bei schwierigen Leuten. Alles war schmutzig. Der Mann, wahrscheinlich tuberkulös, spie andauernd in die Stube.

Auf einer Treppe des Nebenhauses verteilten wir im Freien die Löhnung. Abends wurde
im Pferdestall geschlafen. Ein Pferd warf während der Nacht die Leiter zum Heuboden um, diese hat aber zum Glück keinen der eng, nebeneinander liegenden Schläfer getroffen, wir waren nur erschrocken.

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