Kurts 1662 Tage

– ein Tagebuch aus dem 1. Weltkrieg

Früh beizeiten rückten wir zum Fassen nach Blâmont. Hier fanden wir am Bahnhof viele wartetende, vollkommen neu eingekleidete Ersatzmannschaften. Vom Bahnhof fuhren wir zum Futterschuppen, wo wir soviel Heu und Stroh aufladen sollten, wie möglich denn das restliche Lager sollte abgebrannt werden. Wir rückten bis an das völlig ausgeräumte und zerstörte deutsche Zollhaus bei Richeval, dort verbrachten wir gegen den strömenden Regen geschützt den Nachmittag. Ich war mit Weigold nach Wasser im nahen Richeval, die dortigen Einwohner befürchteten eine Rückkehr der Franzosen. Nachdem wir uns an einem Feuer erwärmt und gegessen hatten, wollten wir uns zur Ruhe legen. Vorher bekam ich Auftrag auf dem Rade des Zahlmeisters nach Blâmont zurückzufahren zu einer dort haltenden Kolonne um mich nach Befehlen zu erkundigen.
In finsterer kalter Regennacht glitt ich mit meinem Rade auf der breiten Landstraße napoleonischer Art dahin. Vor mir blutrot am schwarzen Himmel der Feuerschein des brennenden Proviantamtes in Blâmont. Ab und zu begegnete ich schweren Lasttenautomobilzügen, welche alles wertvolle aus dem brennenden Lager noch in Sicherheit brachten. Ich war noch nicht lange wieder bei meinem Wagen, als wir
fortfahren mußten. Es war kurz nach Mitternacht.

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