
Triggerwarnung
In diesem Eintrag werden getötete Menschen und Tiere, sowie ein zerstörter Ort beschrieben und Opfer beschuldigt.
Endlich erhellte die aufsteigende Sonne den neuen Morgen und erwärmte die Erde und uns. Wir fuhren, weiter nach Bellefosse. Unterwegs lagen tote Franzosen und in Verwesung übergehende Pferdeleiber, welche einen entsetzlichen, widerlichen Geruch verbreiteten, hunderte von französischen Ausrüstungsstücken entdeckte ich rechts und links der Straße, die Franzosen müssen den Rückzug in wilder Flucht angetreten haben.
Bei einem Halt setzte ich mich unter die schützende Plane des Wagens und schlief, übernächtig von der gestrigen Nacht, so fest ein, daß ich es nicht bemerkte, wie der Wagen weiter, fuhr. Trotzdem ich beim Fahren, beständig zwischen den Broten und Säcken hin und her geworfen wurde, erwachte ich lange Zeit nicht. Die Straße war durch Granaten und Schrappells, oft von Metertiefen Löchern durchfurcht.
In Bellefosse angekommen, bot sich uns ein Bild der wildesten Verwüstung, ein Kriegsbild schrecklichster Art. Vor uns im weiten Tale unsere biwakierenden Truppen soweit das Auge schaut, inmitten des Tales das Dorf Bellefosse, dessen Häuser, fast
alle zu rauchenden Trümmerhaufen verwandelt wurden. Die oft noch drohend gen Himmel ragenden schwarzen Mauern zeigen alle die Spuren der Geschosse, denn die Franzosen mußten in den Häusern bekämpft werden. In den Kellern verkohlte Soldatenleichen in den Ställen die Überreste des verbrannten Viehes, Feld und Flur über
sät von Uniformstücken und Pferdekadavern in weitem Umkreis und inmitten all des Elendes noch einige Frauen mit ihren Kindern in einem vom Feuer verschonten Häuschen.
Die Kinder freuen sich über ihnen gereichte Feldzwiebacke, wussten sie doch nichts von der Schwere der Zeit. Die Frauen mieden in stummen Hass das deutsche Militär waren sie doch, wie wir von einer einzigen deutschsprechenden und wahrscheinlich auch gesinnten Einwohnerin vernahmen, durch die legendenhaften Versprechungen der bereits vor Kriegsbeginn hier, eingedrungenen Franzosen unserem deutschen Vaterlande vollkommen entfremdet. Noch innerhalb Deutschlands Grenze fühlten wir uns wie unter Feinden und waren sprachlos, über solche Namensdeutsche. Ihnen geschah es recht, daß ihr Eigentum vernichtet wurde denn ihr Verrat hätte ein so weites Eindringen der Feinde ermöglicht.
Mit Freude wurden wir vom Fassuskommando unserer Kompagnie empfangen, hatten sie doch 3 Tage keine Lebensmittel heranbekommen können. Sie mussten sich von ihren eisernen Portionen, welche wir jetzt ersetzten, und Kartoffeln nähren.
Nachdem wir alle Vorräte verausgabt hatten, kochten wir uns selbst ein Mahl. Abends mußten wir abermals im Freien nächtigen. Unter und zwischen den Wagen schliefen wir unter Gottes freien Himmel den Schlaf der Gerechten.
Wo wird die Kompagnie sein? Sie war mit tagsvorgerückt. Angeblich hatte französische Infanterie eine marschierende Battalion der 77. Artillerie überfallen. Über die Erlebnisse der Kompagnie gibt folgender Bericht eines Kameraden Aufschluß:
„Das Bataillon kochte am Nordausgange von Bellefosse bis 1 Uhr mittags ab. Kurz darauf wurde der Vormarsch der 45. gemischten Ersatz Brigade in Richtung auf Colroy befohlen. Als die Artillerie in Colroy ankam, erhielt sie feindliches Infanterie und Artilleriefeuer und machte kehrt. Das Bataillon rückte geschlossen, durch das Dorf Colroy, ohne Feuer zu erhalten, auf die Höhe Colroy la Roche, wo es lebhaft beschossen wurde. Darauf wurde der Angriff auf Colroy la Roche befohlen. Nach der 3. Kompagnie, die durch das Tal durchging, entwickelte sich die 1. Kompagnie zugsweise, auf den jenseitigen mit Ginster bewachsenen Höhenzug, wo sie dauernd starkes feindliches Gewehr-, Maschinengewehr- und Artilleriefeuer erhielt. Der wiederholte Versuch, durch die Ginsterbüsche vorzudringen, scheiterte an den großen Verlusten, zumal auch das rechts und links flankierende Feuer es ungewiß ließ, wo der Gegner seine Hauptstellung hatte. Die Kompagnie blieb nachdem sie gegen abends die Züge, soweit möglich, gesammelt hatte, mit dem Bataillon in der Gefechtsstellung. Am Morgen des nächsten Tages hatte der Feind seine in der höchsten Vollendung aus gebauten Stellungen auf dem Colroy la Roche verlassen, worauf die Kompagnie den Vormarsch nach Bourg-Bruche antrat.“
Verluste: 1 Toter, 10 Verwundete, 2 Vermisste.
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