
Morgens wurde ich plötzlich recht unliebsam durch ein heftiges Klopfen an meine Tür und durch den Ruf: „Es ist schon ½ 7 Uhr“ aus meinen Träumen geweckt. Meine Quartiersleute hatten es verschlafen und waren nun höchst besorgt, daß mir daraus Unannehmlichkeiten erwachsen könnten. Nachdem ich sie beruhigt und mich gewaschen hatte war der Kaffen, fertig, Herr, Blankmeister war selbst nach „Schustern“ gegangen. Mit einem Frühstück versehen, welches mir Frau Blankmeister übergab, weil
ich nicht zu Mittag kommen konnte, machte ich mich auf den Weg zur Kaserne. Trotzdem wir jetzt 2 Mann waren (Gren. der Reserve Burger teilte sich jetzt mit mir in die Arbeit) hatten wir vollauf zu tun, um all die Listen ufm. anzufertigen. In der Mittagstunde verabschiedete ich mich von Feldwebel Leuschel und meinen Kameraden bei der 8. f.100, soweit sie anzutreffen waren. Nachmittag 4 Uhr stand das Regiment abmarschbereit, auf dem Kasernenhofe. Sn Majestät der König und die Prinzessinnen waren zugegen. Der König hielt eine Ansprache und ritt anschließend an der Spitze des 1. Bataillons zum Bahnhof, begrüßt von den dominierenden Hurras der Zuschauer dieses militärischen Schauspieles. Der Ausmarsch bot dasselbe Bild wie der des Inf. Reg. 177 und unserer 2. Kompagnie. Nur die Blumenausgaben waren reichlicher, sodaß unsere alten Bekannten geschmückt wie zu einem Freudenfeste hinaus zogen an die Grenze des Reiches, wo ihrer die Entbehrungen des Krieges harrten. Abends suchte ich mein Quartier wieder auf. Bei Bier und angenehmer Unterhaltung wurde es auch heute wie-
der spät, ehe wir uns zur Ruhe begaben.
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